Die schweißtreibenden Stunden auf der Leeze, die unzähligen Kilometer in den Laufschuhen und der ein oder andere Rest Chlorwasser auf der Haut zeugen von einem erfolgreichen und sportlichen Jahr der Triathleten von W+F Münster. Nun ist sie schon wieder vorbei, die Triathlon-Saison. Doch wie heißt es so schön: Nach der Saison ist vor der Saison. Es wurde wieder aufgesattelt. Aber dieses Mal saß man nicht alleine auf dem Rad. Das Orga-Team ließ sich etwas ganz Besonderes einfallen: Eine Riesentandem-Tour.
Zwei Riesentandems erwarteten die Triathleten am Bürgerbad in Handorf. Kritisch beäugten einige Eisenmänner die Gefährte, auf denen bis zu zehn Personen Platz finden konnten. Ihnen war noch nicht klar, wie man so ganz ohne Carbon die angepeilte Tour über 20 km bewältigen sollte. Nachdem die Themen Sitzordnung und Proviant geklärt waren, setzte sich auch schon das erste Tandem in Bewegung und forcierte die Führung. Steuermann des zweiten Tandems, Uwe Daut, wie gewohnt lässig, behielt den Überblick und die nötige Ruhe, um die Führung schnell wieder zu erlangen. Nachdem so langsam der richtige Tritt und auch der Blinker gefunden wurde, ging es über kleine Bauernstraßen Richtung Westbevern. Und wie soll es anders sein wenn Hochleistungssportler auf Tour gehen? Die nächste Attacke des hinteren Tandems führte zum Positionswechsel. Herbergsvater Christoph Sauerland hatte ein Gespür für den richtigen Moment und führte sein Tandem galant an die vorderste Position. Es ist aber zu erwähnen, dass durch die Leichtbauweise dieses Gefährts der Überholvorgang erst möglich war. Technischer Vorteil hin oder her, eines hatte der Sauerland-Express nicht bedacht: Ohne Ortskenntnis kommt man nicht weit. Sie ließen sich in die Irre führen, bogen falsch ab und schon konnte das Dautsche-Team vorbeiziehen. Die Positionswechsel kosteten Kraft und so entschied man sich, eine Pause einzulegen. Leckere und besonders isotonische Getränke füllten die Energiespeicher wieder auf. Auf Anweisung von Muddi Moni wurde die Sitzordnung neu gemischt. Für die kommende Tour-Etappe hieß es „Jungs gegen Mädchen“. Aber damit die „Jungs“ überhaupt eine Chance hatten, wurde das Steuer weiblich besetzt. Dies erwies sich als die einzig richtige Entscheidung. Der Vorsprung gegenüber den Mädels wuchs kontinuierlich. Doch kurz nach einer Engstelle ergriffen die Mädels die Führung. Damit hatte keiner gerechnet. Dieses Worst Case-Szenario traf die Herren der Schöpfung hart. Lag es an dem hohen Tempo zu Beginn? Überschätzte man(n) sich? Nein! Die einzig plausible Erklärung für den Fauxpas: Die fehlenden Carbon-Komponenten des fahrbaren Untersatzes ermöglichten einfach keinen Sprint. Man erholte sich im Windschatten der Ladies und versuchte die Niederlage hinzunehmen. Das gelbe Trikot war noch nicht in Gefahr.
Die Etappe endete bei einem leckeren Stück Kuchen und einer Tasse Kaffee im Garten von Tina Topheide. Ein weiteres Mal wurden die leeren Speicher aufgefüllt und die mittlerweile gut mit Laktat gefüllten Beine hochgelegt. Radsport kann so schön sein.
Nach kurzer (oder eigentlich längerer) Pause ging es auf die alles entscheidende Schlussetappe. Bereits vor der Pause kamen Gerüchte auf, man müsse heute noch einen steilen Berg erklimmen. Auch aus diesem Grund entschied man sich wieder für eine gleichgeschlechtliche Verteilung der Fahrer auf die Tandems. Das Leichtbau-Tandem führte zu Beginn der Etappe. Doch dieses Manöver sollte ihnen noch zum Verhängnis werden. Lehrer Herr Bredelow hatte im hinteren Tandem nebst Ralf Pöppelmann alles unter Kontrolle. Seine Erfahrungen aus der Toskana konnte er gewinnbringend für sein Team umsetzen. Die ersten leichten Bodenwellen ließen es schon vermuten: Spätestens am Berg wird sich zeigen, wer erholt aus der Off-Season kommt. Der leichte Führungsflitzer blieb bereits auf halber Höhe der Westbeverner Alpen stehen. Da war nichts mehr zu machen. Das Team musste sein Gefährt den Berg hochschieben! Team Bredelow/ Pöppelmann setzte kurz zurück, nahm den nötigen Schwung mit und überwand die 100 Hm in einem Rutsch – ohne eine Schweißperle auf der Stirn. Das Bergtrikot war mehr als verdient. Das Team Leichtbaugefährt war sichtlich pikiert und zog das Tempo auf flacher Strecke wieder an. Kurz vor dem Ziel setzte das Team Bredelow/ Pöppelmann noch einmal zum Sprint an – leider erfolglos aber nicht weiter tragisch, da es die Konkurrenz wieder aufgrund mangelnder Ortskenntnis verpasste abzubiegen. Somit sicherte sich das Team Bredelow/ Pöppelmann doch noch den Etappen- und Gesamtsieg der diesjährigen Abschluss-Tour.
Glücklich und erschöpft wurden im Hinterhof des Bürgerbades nun noch der Grill angeschmissen und die Nasen gen Sonne gerichtet. Bei Gegrilltem und kühlen Getränken wurden neue Pläne für die Saison geschmiedet. Sehr erfreulich war der Zuwachs an neuen Mitgliedern, die mit dieser Tour direkt in die Trainingsgeheimnisse der „alten Hasen“ eingeweiht wurden. Man ließ den Abend gemeinsam ausklingen und freut sich schon jetzt auf eine Wiederholung der Riesentandem-Tour.