Einige Wochen sind mittlerweile vergangen, seitdem Emese als Agegrouper bei der Ironman-70.3-Weltmeisterschaft in St. George in den USA an den Start ging. Und noch immer kann sie nicht fassen, was sie dort erlebt hat. 5:48:58 h voller Emotionen, voller Hochs und Tiefs.
Doch fangen wir ganz vorne an.
Im März hatte sich Emese, Schwimmerin bei W+F, in Dubai als Agegrouperin für die Weltmeisterschaft in den USA qualifiziert. Dort wollte sie für ihr Heimatland Ungarn an den Start gehen. Die Freude war riesig und voller Optimismus, dass sich die Corona-Situation bis zum September durch die Impfungen etwas entspannt, absolvierte sie eine Trainingseinheit nach der anderen. Zwei Wochen vor den Weltmeisterschaften wollte sie dann in die USA fliegen, dort ihren Bruder besuchen und anschließend weiter zum Wettkampfort fahren. Doch die USA ließ keinen Bürger aus dem Schengen-Raum einreisen, der sich in den letzten 14 Tagen in Europa aufgehalten hatte und nicht ein spezielles Visa besaß. Doch anstatt zu verzweifeln, nahm Emese kurzerhand Kontakt mit anderen Athleten der Triathlon-Szene auf und beschloss, wieder nach Dubai zu reisen und dort mit internationalen Gruppen der Brasilianer und Südafrikaner zu trainieren. Wer sich denkt, dass sie dort entspannte Tage verbrachte, der irrt sich. Aufgrund der hohen Temperaturen, starteten ihre Trainingseinheiten in die Berge teilweise schon um zwei Uhr nachts.
Nach 14 Tagen in Dubai konnte sie dann endlich in die USA einreisen und hatte damit eine weitere Hürde auf dem Weg zum Ziel genommen. Wobei bei Emese im Grunde der Weg das Ziel war. Denn ihre Ansprüche für das Rennen in St. George lassen sich ganz einfach formulieren: Spaß haben, tolle Menschen kennenlernen und die Zeit rund um die Weltmeisterschaft sowie das Rennen selbst genießen.
Dass das Rennen dann alles andere als ein Genuss werden sollte, ahnte sie zu dem Zeitpunkt noch nicht.
Um halb 10 morgens startete Emese am Sand Hollow Reservoir in der letzten Startgruppe auf ihre Schwimmstrecke. Anders als die Profis, die zuvor gestartet waren, waren die Bedingungen zu Emeses Startzeitpunkt bedeutend schwieriger. Der Wind peitschte das Wasser dermaßen auf, dass sie mit ozeanartigen Wellen zu kämpfen hatte. Nach 33:28 Minuten hatte sie die Schwimmstrecke dann aber erfolgreich absolviert und konnte auf’s Rad aufsteigen. Doch auch hier waren die Bedingungen nicht besser: extremer Seitenwind, Sandsturm sowie Hagelschauer machten jeden Meter zu einem enormen Kraftakt. Viele Athleten stiegen von den Rädern ab und auch Emese spielte mit dem Gedanken, das Rennen abzubrechen. Der Plan, das Rennen zu genießen war nach einer Stunde dieser Tortur absolut nicht aufgegangen. Gleichzeitig war sie aber gekommen, um ein Weltmeisterschaftsrennen zu bestreiten und das wollte sie beenden. Mit einem DNF nach Haus zurückzukehren, kam für sie nicht infrage. Und so fuhr sie weiter – das wohl härteteste Rennen ihrer Triathlon-Laufbahn. Bis zum Snowcanyon hatte sie bereits 750 Höhenmeter bei derart widrigen Witterungsbedingungen hinter sich gelassen – die nächsten 5 Kilometer mit weiteren 300 Höhenmetern lagen vor ihr. Emeses Freude hielt sich in Grenzen. Ihre Gedanken, als sie nach insgesamt 3:03:43h auch die Radstrecke beenden konnte: „Ich war nur froh, überlebt zu haben.“
Zu blöd, dass jetzt auch noch die Laufstrecke auf sie wartete. Der Regen hatte die Straße zu einem vom Sand rot gefärbten Bächlein verwandelt und so liefen die verbliebenen Athleten Kilometer für Kilometer in knöcheltiefem Wasser dahin. Bei heftigem Gegenwind wurde der Gedanke an’s Aufgeben immer präsenter in Emeses Kopf. Irgendwann versuchte sie den Kopf auszuschalten und einfach von Verpflegungsstation zu Verpflegungsstation zu laufen. Und nach einer Stunde hilf dann das Mantra „nur noch eine weitere Stunde, dann hast du es geschafft!“. Und tatsächlich kam in der zweiten Runde nicht nur die Sonne zum Vorschein (bei Temperaturen von dann 33 Grad), sondern auch der 18%-Downhill-Run, mit dem die Athleten ins Ziel geleitet wurden, kam irgendwann in Sicht.
Jetzt gab es kein Halten mehr für Emese: die Tränen liefen, die Beine rannten, die Hände umklammerten die ungarische Flagge und im Gesicht gab es das strahlendste Lachen! Nach unfassbar harten 5:48:58 h hatte Emese es geschafft: Sie hat das Weltmeisterschaftsrennen erfolgreichbeendet – auf Platz 21 in ihrer Altersklasse (von 148 Finishern – 42 haben das Rennen vorzeitig beendet).
Nach zwei Stunden Erholung, in der sie sich nicht nur etwas zu Essen, sondern auch eine anständige Massage genehmigte, war sie dann auch schon wieder putzmunter: „Mir geht es wieder blendend. Ich bin einfach nur happy!“
Eine Wahnsinns-Leistung einer Wahnsinns-Frau!
Wir haben unfassbaren Respekt vor diesem Ehrgeiz, diesem Biss sowie der Performance bei dem Rennen und gratulieren Emese von Herzen zu diesem sensationellen Ergebnis!