Die Lizenz zum Schuleschwänzen nutzten die ungefähr 20 jungen Mitglieder des Vereins Wasser + Freizeit am frühen Freitagmorgen nicht um auszuschlafen, sondern um sich beim 3. Integrativen Triathlon an der Irisschule aktiv zu beteiligen.
Hintergrund dieser Veranstaltung ist die Idee, die sehbehinderten oder blinden Schüler der Irisschule in den Triathlon einzubinden und den Sport als verbindendes Element zu nutzen. Eine gute Gelegenheit also, Kontakt zwischen dem ansonsten völlig unterschiedlich verlaufenden Alltag behinderter und nichtbehinderter Kinder zu schaffen.
Unter Anleitung von Organisator Norbert Franke wurde keine Mühe gescheut und der Parkplatz vor der Schule mit Teppichen, Radständern, Pavillons und Bannern in ein buntes Wettkampf-Areal verwandelt. Spannend wurde es bei der Auslosung der Staffeln. Schwimmen und Laufen wurde den Schülern der Irisschule zugeteilt, das Radfahren übernahmen die Kids von W+F. Nach Auslosung der Staffeln machten die Teilnehmer sich miteinander bekannt und für diejenigen, die zum ersten Mal dabei waren, war es wohl ein bisschen verwunderlich, dass ein Handicap nicht bedeutet, dem Leben mühsam ein wenig Spaß abzutrotzen oder davon abhalten muss, gut gelaunt in den Tag zu starten. Die Schüler der Irisschule lachen über den gleichen Blödsinn wie jedes andere Kind, es sind die gleichen coolen Sprüche der Teenies, die gleiche Musik dröhnt aus den Ohrstöpseln und alle tragen die gleichen ausgefallenen Klamotten, die ihren Eltern peinlich sind.
Bereits vor dem ersten Startschuss in der Schwimmhalle ließ das Klatschen und Rufen der Zuschauer die Scheiben in den Fassungen vibrieren. Ahnungslose Passanten müssen den Eindruck gewonnen haben, die Wände wackeln und die Halle rockt. Mit einer solchen Lautstärke und Begeisterung hatten die jungen Starter wohl nicht gerechnet und wenn sie ihre Fans auch nicht erkennen konnten, genossen sie doch die aufregende Stimmung. Selbst der Junge, der eben noch etwas kleinlaut erklärt hatte, er könne nicht so gut schwimmen, wuchs unter den Anfeuerungen seiner Staffelkollegen über sich hinaus, legte kräftig zu und stieg als erster aus dem Wasser. Nicht weniger legten sich die Kids von W+F ins Zeug und rasten mit ihren Rennrädern wie die Teufel um die scharfen Kurven des Parkplatzes, um für ihr Team die beste Zeit herauszufahren. Auch wenn bei diesem Schultriathlon das Ankommen und nicht der Leistungsgedanke im Vordergrund stand, versuchte doch jeder einzelne, die eigene Staffel möglichst weit nach vorn zu bringen.
Im Zieleinlauf wurden die Läufer bei dröhnender Musik von einer enthusiastischen Masse empfangen. Manche Radfahrer oder Schwimmer hielt es nicht mehr hinter der Ziellinie. Sie rannten ihren Teamkollegen entgegen, um die letzten Meter gemeinsam zurückzulegen.
Besonders beeindruckend war das hohe Tempo der in ihrer Sehfähigkeit stark eingeschränkten Läufer, die im wahrsten Sinne des Wortes blind darauf vertrauen mussten, von ihren Begleitern sicher geleitet zu werden und deren Vertrauen so groß war, dass sie sich nicht zurückhielten und beim Laufen ordentlich Gas gaben.
Wie von Mitorganisator Siggi Milden bemerkt, seien die Schüler im Vergleich zum Vorjahr nicht mehr ganz so aufgeregt gewesen. Im Rückblick ein positives Fazit, denn weniger Aufgeregtheit ist ein Zeichen für mehr Normalität. Veranstaltungen wie diese sollten nicht unter dem Aspekt des Außergewöhnlichen stattfinden, wenn sie auch in andere Wettkämpfe integriert werden können. Und junge Sportler oder solche, die es gern sein würden und die ihr Schicksal nicht hinnehmen, sondern Chancen nutzen, haben wir ja kennen gelernt.